Graffiti und Inschriften aus dem Tempelbezirk Tawern
Aus dem gallo-römischen Tempelbezirk von Tawern, dessen archäologische Erforschung und Restauration Frau Dr. Sabine Faust vom Rheinischen Landesmuseum Trier zu verdanken ist, liegen mehrere nur teilweise publizierte Steininschriften, mit Inschriften versehene Bronzeobjekte und bisher gänzlich unbekannte Graffiti bzw. Ritzinschriften auf Keramikscherben vor. Bei den Stein- Bronzeinschriften handelt es sich um Weih- und Bauinschriften, während die handschriftlichen Graffiti und Ritzinschriften unmittelbare Alltagszeugnisse sind und einen ungefilterten Einblick in das Leben der Menschen liefern, die den Tempelbezirk besuchten oder dort lebten. Durch diese nichtpublizierten Textzeugnisse, die von Einzelpersonen auf Gebrauchsgeschirr angebracht wurden, sind neue sozial- und religionsgeschichtliche Erkenntnisse zu erwarten, da durch die Texte z.B. Namen der Objektbesitzer, Tätigkeitsangaben oder Götternamen überliefert werden. Ferner ist zu fragen, inwieweit dieses Quellenmaterial nicht für Tawern, sondern generell für die Geschichte der hiesigen Region in römischer Zeit neue Informationen liefert.
Das Projekt erfolgt in mehreren aufeinander aufbauenden Arbeitsschritten: Auf die Entzifferung und Transkription sämtlicher Steininschriften, Graffiti und Ritzinschriften folgen ggfs. eine Textrekonstruktion sowie ‑ergänzung, eine Übersetzung und eine Erarbeitung der Datierung der Objekte bzw. der Datierung der Anbringung der Schriftzeichen mittels verschiedener Kriterien: Paläographie, Materialform, archäologischer Fundort und Fundzusammenhang, Onomastik etc. Hier muss besonders ein Vergleich mit ähnlichen Quellenzeugnissen aus dem Trierer Land sowie dem weiteren gallisch-germanischen Raum erfolgen. Als letzter analytischer Projektschritt sind dann eine Auswertung und Interpretation der oben skizzierten neuen historischen Erkenntnisse zu erarbeiten.