Briefe liberaler und demokratischer Politiker in den deutschen Staaten 1848 – 1888
Im 19. Jahrhundert war die Briefkommunikation ein bedeutendes Medium der Meinungsbildung und ‑äußerung. Sie bot im Gegensatz zu öffentlichen Medien – etwa Zeitungen – den Vorteil, kaum der Zensur ausgesetzt zu sein. So waren Briefe das freieste Medium des Informationsaustauschs, der Meinungs- und Theoriebildung sowie die Basis transnationaler, politischer und kultureller Netzwerke.
Briefe konnten zudem große Entfernungen überwinden und ermöglichten intensiven Austausch ohne physische Begegnung, was in den deutschen Staaten von großer Bedeutung war, fehlte doch ein politisches und geistiges Zentrum wie London oder Paris. So entstanden europaweite Korrespondenz-Netzwerke, in denen politische Ideen diskutiert und politische Aktivitäten geplant wurden. Der Austausch über Briefe ließ regelrechte virtuelle Salons entstehen.
In Kontrast zu dieser großen Bedeutung für die politische Agenda des 19. Jahrhunderts fristet die Briefforschung ein Schattendasein. Viel mehr interessante Briefe sind bereits ediert, als in der Forschung benutzt werden. Oftmals sind diese Briefe in regionalhistorischen Zeitschriften oder als Anhänge von Monografien erschienen, was ihre Auffindbarkeit sehr erschwert. Zudem werden historische Materialien, die nicht digital erschlossen sind, insbesondere von jüngeren Forscher:innen kaum noch benutzt, die die Mühe der Benutzung von Spezialbibliografien scheuen.
Deshalb entsteht eine Datenbank, die für edierte Briefe liberaler und demokratischer Politiker aus der nachrevolutionären Epoche der Nationalstaatsgründung die Namen der Schreiber und Empfänger, Ort und Datum erfasst, sie anhand der GND normiert und angibt, in welcher Edition diese Briefe zu finden sind.