Die Briefkommunikation der Kaiserin Augusta (1811 – 1890)
Briefe sind eine zentrale Quelle für die Erforschung der politischen Kommunikation des 19. Jahrhunderts. Bisher standen jedoch hauptsächlich die Korrespondenzen „großer Männer“ im Fokus. Kaiserin Augusta korrespondierte im Laufe ihres Lebens mit Fürsten und Fürstinnen, Ministern, Diplomaten, Militärs, Klerikern, Wissenschaftlern, Dichtern und Schriftstellerinnen in ganz Europa. Als Ehefrau des preußischen Königs und deutschen Kaisers Wilhelm I. (1797 – 1888) hatte sie zwar keine politische Entscheidungsgewalt, jedoch dezidierte Ansichten und konkrete Vorstellungen, die meist im Gegensatz zur preußischen Regierungspolitik standen. Das von der DFG geförderte Projekt erforscht, wie die Kaiserin ihr Briefnetzwerk als Instrument zur Durchsetzung ihrer Ambitionen und Ziele nutzte.
Im Rahmen einer europaweiten Bestandsaufnahme konnten bereits mehr als 21.000 Briefe an und von Augusta in über 60 Archiven, Bibliotheken und Museen verzeichnet werden. Die Metadaten dieser Briefe (u. a. Absender, Empfänger, Datum, Ort, Provenienz, Signatur, Sprache) sowie die personenbezogenen Daten ihrer über 450 Korrespondenzpartner (u. a. GND, Lebensdaten, Ehepartner, Berufe) werden bis Ende 2021 in einem durchsuchbaren Online-Portal veröffentlicht und somit für weitere Forschungen zur Verfügung stehen.
Auf der Basis der erhobenen Daten erfolgt eine quantitativ-qualitative Analyse der Briefkommunikation Kaiserin Augustas. Ihre Korrespondenzpartner, die Zeiträume des Briefwechsels ebenso wie die behandelten Themen ermöglichen neue Perspektiven auf die Handlungsspielräume und Kommunikationsstrategien der Königin-Kaiserin. Als elementar für das Verständnis von Briefkommunikation rücken darüber hinaus die Materialität sowie die Briefpraxis in den Fokus. Hierbei wird der gesamte Kommunikationsprozess – vom Schreiben, über das Versenden bis hin zum Aufbewahren bzw. Vernichten – nachverfolgt und somit auch gestalterische, logistische sowie organisatorische Aspekte untersucht.