Digitaler Grabungsplan St. Maximin
In Trier formierte sich seit dem späten 3. Jahrhundert die wichtigste Christengemeinde der römischen Nordwestprovinzen. Ihre Entwicklung ist eng mit der Entstehung und dem Ausbau der Kaiserresidenz in der Moselmetropole verbunden, in deren Windschatten sie regelrecht boomte. Neben den ausgedehnten Kirchenanlagen im Bereich von Dom und Liebfrauen ist die herausragende Bedeutung des frühen Christentums besonders an der monumentalen Begräbnishalle auf dem nördlichen Gräberfeld der Stadt ablesbar, die im Frühmittelalter als Klosterkirche der Abtei St. Maximin fungierte. Die Dimensionen und Bauphasen der zuletzt etwa 100 x 30 m großen Coemeterialbasilika konnten in langjährigen, von 1978 bis 1990 und 1994/95 durchgeführten Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Trier dokumentiert und publiziert werden. Die Basilika bot im 4. und 5. Jahrhundert Platz für mehrere hundert Gräber, die zu einem großen Teil auf zwei Ebenen (in einigen Bereichen sogar in drei Lagen) in Sarkophagen übereinander bestattet wurden. Identifiziert wurden die Verstorbenen mit Hilfe von auf Marmortafeln angefertigten Grabinschriften, von denen rund 1000 aufgefunden wurden.
In den letzten beiden Jahren ist am Rheinischen Landesmuseum Trier ein zweidimensionaler CAD-Gesamtplan der archäologischen Befunde unter St. Maximin erstellt worden. Es ist nun vorgesehen, diesen Plan in ein geographisches Informationssystem zu überführen und die ihm zugrundeliegenden Dokumentationen zu digitalisieren. Dies ermöglicht die erstmalige direkte Verknüpfung der Dokumentation mit der Lageinformation des Gesamtplans. Diese Datenbasis soll es ermöglichen, zusammengehörige Befunde darzustellen, die exakte Lage einzelner Bestattungen und ihrer Kontexte im Raum zu lokalisieren, aber auch, die Bestattungsabfolge zeitlich und sozial differenziert darzustellen. Neben einer Nutzung für wissenschaftliche Fragestellungen soll der Plan didaktische Funktionen in der begehbaren Ausgrabung unter St. Maximin und in der Dauerausstellung im Museum am Dom übernehmen. Es ist vorgesehen, den Plan erstmals in der großen Landesausstellung „Der Untergang Roms“ 2022 zu präsentieren.
Das Vorhaben stellt ein Pilotprojekt dar. So sollen auf Grundlage der entwickelten Datenbankstrukturen zukünftig im Rahmen des am Rheinischen Landesmuseum und an der Universität Trier etablierten „Verbundes zur Erforschung der antiken Kaiserresidenz Trier“ (VaKT) vergleichbare Pläne öffentlicher Bauten der spätrömischen Metropole erstellt werden.